Kleiner Angsthase bekommt neues Zuhause

Kater? Kätzchen? lieber ein Hund? Oder doch kein Haustier, um problemlos verreisen zu können? Diese Gedanken gingen uns durch den Kopf, als wir im Herbst letzten Jahres dem Tierschutzligadorf Gr0ß Döbbern am Tag der offenen Tür einen Besuch abstatteten. Und die Auswahl war riesig. Erst recht, was kleine und große, junge und schon etwas ältere Katzen anging.

So bekamen wir einen ersten Überblick und sahen auch unseren späteren neuen Mitbewohner zum ersten Mal, allerdings jedoch ohne es schon zu erahnen. Dafür war einfach die Auswahl viel zu groß, und die Entscheidung fiel uns trotz sehr freundlicher und guter Auskunft der Tierpfleger nicht leichter. Dafür dann am heimischen PC, wo man den Steckbrief eines jeden Stubentigers noch einmal detailliert nachlesen konnte.
Unsere kleine Wiebke wurde schon dort als sehr zurückhaltend und ängstlich beschrieben, man sah es auch an ihren großen und treuen, aber auch sehr scheu blickenden Augen. Nach einem weiteren persönlichen Treffen hatte sie jedoch unser Herz endgültig erobert und alle Zweifel vorerst zerstreut. Für 65€ wechselte Wiebke also nun den Besitzer, inklusive aller notwendigen Impfungen, Kastration und Lieblingsfutter.
In den ersten Tagen im neuen Zuhause war von unserem kleinen Mitbewohner jedoch nicht viel zu bemerken, genauer gesagt nicht. Das überhaupt eine Katze im Haus war, merkte man nur an den morgens ziemlich leeren Futternäpfen. Naja, wenigstens der Appetit stimmte. So dauerte es eine ganze Woche, bis uns der erste Blick gewährt wurde und man das sichere Terrain unter dem Ofen verließ.
Bei vorsichten Annäherungsversuchen unsererseits war es jedoch damit sofort wieder vorbei. So ging es die ersten 3-4 Wochen und fast verließ uns die Hoffnung. Weihnachten stand nun vor der Tür und mithin der Besuch und viele fremde Stimmen und Geräusche, was einen erneuten kompletten Rückzug zur Folge hatte. Nur ganz langsam besserte sich die Situation etwas und man konnte wenigstens ab und zu etwas mit ihr spielen. Streicheleinheiten waren jedoch weiterhin tabu.
Langsam konnten wir eine wöchentliche zarte Annäherung feststellen, zuweilen blickte man uns aber immernoch scheu und misstrauisch entgegen. An dieser Stelle sollte nun noch einmal betont werden, was vielen Kennern schon bekannt sein dürfte: Katzen haben ihren eigenen Kopf und ihre eigene Art.
So kam ich eines Abends nichts ahnend  in das elterliche Wohnzimmer und traute meinen Augen kaum. So saß klein Wiebke mitten zwischen Frauchen und Herrchen und ließ sich behaglich alle Streicheleinheiten gefallen. Man hatte anscheinend beschlossen, nun sei der richtige Zeitpunkt. Sogar ein leises Schnurren ließ man sich entlocken.
Rückblickend lässt sich nun nach 3 Monaten sogar sagen, dass man gar nicht genug von den Streicheleinheiten bekommen kann und uns auf Schritt und Tritt verfolgt. Auch von Schüchternheit ist keine Spur mehr, man möchte jeden Raum und jeden Schrank erkunden, wählt meine Kopfhörer als neues Spielzeug aus (Umsichtigkeit ist bei einer Katze im Haushalt oberstes Gebot, man könnte fast sagen, es ist wie mit einem Kleinkind im Haushalt) und sogar Bad und Schlafzimmer wurden bereits einer Inspektion unterzogen.

Abschließend lässt sich feststellen: Auch ein großes Angsthäschen braucht nur ein bisschen Geduld, um zum verschmusten Stubentiger zu werden.