Anwohner eines Neubaugebietes riefen den Tierschutz an, weil ich vor ihrem Hauseingang ganz laut schrie. Da kam mein neues Frauchen mit dem Auto und lud mich in einen Transportkorb. Ganz still war ich da und die Autofahrt ging los.
In meiner Unterkunft angekommen, fühlte ich mich gleich ganz wohl. Die Wohnung war mir lieb, deshalb war ich auch gleich sehr zutraulich. Meine Pflegemutti sah, dass ich ein zu enges Halsband viele Jahre hatte tragen müssen. Die Stelle um meinen Hals war tief eingeschnitten.
Dünn war ich auch, doch ich konnte nur immer eine kleine Portion Futter essen. Leider konnte ich nicht erzählen, was mir bisher angetan worden war. Meinem Frauchen war aber bald klar: Ich war eine ca. fünf Jahre alte stubenreine Wohnungskatze, die plötzlich ausgesetzt worden sein musste. Wie viele Tage ich umhergeirrt war und warum ich mit meiner kleinen Seele am Ende war, konnte sie nur erahnen.Trotz des guten Futters, das ich bekam, konnte ich jeweils nur 2-3 Häppchen zu mir nehmen.Bei meiner Pflegemutti wohnten noch weitere acht Katzen und ein Hund, aber im Freien. Das Grundstück war sehr schön und verfügte über viele Wiesen. Aber wenn ich mal im Sonnenschein raus sollte, rannte ich ganz schnell wieder ins Haus zurück. Ich wollte nie mehr nach draußen.
Die mir vertrauten Menschen hatten mich alle lieb und so kuschelte ich mit ihnen und lag am liebsten mit Herrchen auf dem Sofa.
Zwei Jahre ging es mir sehr gut, bis ich plötzlich wieder diese Ängste in mir spürte und deshalb auch keinen Appetit auf die leckeren Häppchen mehr hatte.
Mein Frauchen brachte mich zum Tierarzt. Er konnte keinen körperlichen Schaden feststellen, nur meine kranke Seele erahnen. Ja, meine kleine Seele litt wieder unter der Vergangenheit. Meine liebgewonnenen Menschen unternahmen alles, um mir zu helfen. Nach vier Wochen wog ich nur noch 1 Kilo und bewegte mich nicht mehr. Es machte mich traurig, dass mein Frauchen miterleben musste, wie ich immer weniger wurde. Damit mein Leid nicht noch größer wurde, hat der Tierarzt mich sanft erlöst. Ich wurde liebevoll unter der Regenbogenbrücke begraben.
Vielen Dank, liebes Frauchen, für die zwei wunderbaren Jahre, die ich bei dir leben durfte. Sei nicht traurig, mein Frauchen – meine Seele fand den Frieden wieder.Kein Tier hat es verdient, ausgesetzt und misshandelt zu werden. Liebt eure Tiere oder gebt sie in „liebevolle“ Hände